Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urtheilen gewöhnt, und Jedermann gleicht den Reisenden, welche Land und Volk von der Eisenbahn aus kennen lernen.
F. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches I: V. Anzeichen höherer und niederer Cultur, 282.
1. Einleitung: Nietzsche „überkultureller“ Denker
In diesem Artikel – unter strikter Einhaltung von Nietzsches Texten – befasse ich mich zunächst mit Nietzsches1 Dekonstruktion des Identitätsbegriffs, der in den wichtigen Perioden seines Schaffens durch eine Kritik am Subjektbegriff und an der Kultur entstand.2 Auf dieser Grundlage möchte ich auch die „konstruktive“ Funktion hervorheben, die Nietzsche den Worten „Persönlichkeit“, „Wille“ und „Handeln“ zuschreibt: Er ist ernsthaft über die Zukunft dieser Begriffe innerhalb der bürgerlichen und demokratischen Gesellschaft besorgt. Dank dieser Strategie, schreibt Nietzsche dem Ich eine große Aufgabe zu und will gleichzeitig sein Schicksal befriedigen: die Wiederherstellung menschlicher Beziehungen auf neuen Grundlagen, die sich aus der „Umwertung aller Werte“ und der Überwindung der Individualität ergeben.3
Unter diesen traditionellen politischen Werten befinden sich sicherlich die der Nation und der Grenze, aber auch die unkritische Auffassung von Religion, Politik, Kultur und Geschichte.4 Aus dieser Forderung ergibt sich für starke Menschen die Aufgabe, ein neues Realitätsprinzip herauszuarbeiten, wobei neue Werte mitbedacht werden. Es ist offensichtlich eine der vielen möglichen Interpretationen der Dimension der Zukunft, weil es von einer Perspektive abhängt, die sowohl in Bezug auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart5 selbst als „dominant“ angesehen wird: die Perspektive vom freien und kreativen Menschen. Es ist eine Perspektive, die in der Lage ist, über großartige Dinge und Erfahrungen eines erneuerten Menschen nachzudenken. In Nietzsches Perspektive hat jede Kultur ihre Kräfte – d. h. ihre dominanten Eigenschaften – die zu ihrer historischen Bestätigung beigetragen haben, oft gerade durch die Handlungen der großen Persönlichkeiten (und damit der großen „Geistern“) entfaltet.6 Wenn diese Kultur mit den anderen in Kontakt kommt, kann sie sich in sie integrieren und vermischen, eben aufgrund ihres höheren Selbstbewusstseins, das sie in ihrer historischen Entwicklung erreicht hat und das es ihr ermöglicht, ihre „Selbst-Überwindung“ zu erreichen. In der am weitesten entwickelten Phase einer Kultur kann diese Selbst-Überwindung nur zur Inklusion führen. Daher ist es wichtig, Nietzsche in einer „überkulturellen“ Perspektive zu lesen.7
2. Geist, Kultur und Geschichte
Aus Sicht des jungen Nietzsche, ist Kultur die „geistige“ Einheit eines Volkes. Eine Kultur, die jedoch zeigen muss, dass sie den Herausforderungen der Geschichte gerecht wird: „Kultur ist vor allem Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäusserungen eines Volkes“.8 All dies geschieht in Nietzsches Augen nach dem Ausgang des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871), der einerseits den politischen Sieg Preußens über Frankreich nach der Schlacht von Sedan demonstriert, andererseits aber auch „durch den Sieg der Schein entsteh[en läßt], als ob die deutsche Kultur gesiegt habe und als ob sie deshalb preiswürdig sei“.9 Denn die einzigen Elemente, die zu diesem Sieg geführt haben, sind die „Strenge Kriegszucht“, die „wissenschaftliche Überlegenheit der Führer“ und die „Einheit und Gehorsam unter den Geführten“. Dann fährt Nietzsche fort:
Kurz: wesentlich Elemente, die nichts mit der Kultur zu thun haben, haben gesiegt, und nur darüber kann man sich wundern, daß die Kultur so wenig hemmend in diese militärischen Erfordernisse dazwischengetreten ist: daß sie entweder so ohnmächtig war oder so zugehörig dienstfertig.10
Der preußische Sieg über Frankreich zeigte nur die Präsenz in Deutschland einer „höchsten zweideutigen, unfertigen, unnationalen Kultur, einer wahren Verlegenheits-Cultur plötzlich, der den Triumphator-Mantel sich umlegt“.11 Doch nicht nur das: Nietzsche bezieht in seiner Kritik auch die starre Trennung des Wissens mit ein. In der Jugendzeit Nietzsches sind sicherlich Goethe, Schiller, Lessing, Schopenhauer – „Er ist grob wie Luther“12 – und Wagner wichtige Bezugspunkte für eine Wiederbelebung der deutschen Kultur. Darüber hinaus sollte seine Bewunderung für Burckhardt und seine historische Methode nicht vergessen werden. Die Aufgabe des Philosophen ist es, wieder mit der Kultur in Kontakt zu kommen, alles Wissen anzunehmen und die Frage nach dem Wert des Wissens zu stellen:
Es ist wohl nur die Vereinzelung des Erkennens durch Trennung der Wissenschaften, daß das Erkennen und die Kultur einander fremd bleiben können. Im Philosophen berührt sich das Erkennen wieder mit der Kultur. Er umfaßt das Wissen und regt die Frage nach dem Werthe der Erkenntniß auf. Das ist ein Kulturproblem: Erkenntniß und Leben.13
Gleichzeitig schreibt Nietzsche der Sprache eine einheitliche Funktion zu: Durch ihre „metaphysische Zauber“ erzeugt sie Einheit aus der Pluralität:
In dieser Noth halte ich mich an die deutsche Sprache, die wahrhaftig bis jetzt allein sich durchgerettet hat, durch all die Mischung von Nationalitäten und Wechsel der Zeiten und Sitten, und meine, daß ein metaphysischer Zauber, Einheiten aus Vielheiten, Einartiges aus Vielartigem zu gebären, in der Sprache liegen müsse.14
Nietzsche unterschätzt die historische Dimension nicht, wie er in Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1874) schreibt. Die Aufgabe des Historikers ist es, zu wissen, wie
gross die plastische Kraft eines Menschen, eines Volkes, einer Cultur ist, ich meine –schreibt Nietzsche – jene Kraft, aus sich heraus eigenartig zu wachsen, Vergangenes und Fremdes umzubilden und einzuverleiben, Wunden auszuheilen, Verlorenes zu ersetzen, zerbrochene Formen aus sich nachzuformen.15
Nietzsche ist sich der Tatsache bewusst, dass eine einseitige Auffassung der Geschichte zum Tod jeder Kultur führen kann und schreibt:
Unsre historische Bildung auf den Tod jeder Kultur. Sie kämpft gegen die Religionen, – nebenbei vernichtet sie die Kulturen. Es ist eine unnatürliche Reaktion gegen furchtbaren religiösen Druck – jetzt ins Extreme flüchtend. Ohne jedes Maß.16
Er macht ausdrücklich klar, dass starke Menschen wissen, wie man eine rechte Beziehung zur Vergangenheit eingeht. Diese rechte Beziehung basiert auf der Verbesserung innerster persönlicher Bereich und auch dessen, was unhistorisch ist. Nietzsche ist ein überzeugter Verteidiger innerster persönlicher Bereich:
Ach ich merke wohl, ihr wisst nicht, was Vereinsamung ist. Wo es mächtige Gesellschaften, Regierungen, Religionen, öffentliche Meinungen gegeben hat, kurz wo je eine Tyrannei war, da hat sie den einsamen Philosophen gehasst; denn die Philosophie eröffnet dem Menschen ein Asyl, wohin keine Tyrannei dringen kann, die Höhle des Innerlichen, das Labyrinth der Brust: und das ärgert die Tyrannen.17
Das Unhistorische, worauf das Ich zugreift, nachdem es die Korridore innerster persönlicher Bereich durchlaufen hat, erklärt Nietzsche, „ist einer umhüllenden Atmosphäre ähnlich, in der sich Leben allein erzeugt, um mit der Vernichtung dieser Atmosphäre wieder zu verschwinden“.18 Dies ist ein Paradoxon, weil Nietzsche dem historischen Menschen vor allem die Aufgabe zuschreibt, nicht historisch zu denken und daher zu vergessen. Das Ich muss eine kritische Beziehung zur Vergangenheit aufbauen, wenn es frei bleiben will, um seinen Handlungshorizont zu definieren. In diesem theoretischen Rahmen hat die Erfahrung der Zeit ein sehr beträchtliches Gewicht. Das intime Leben hängt von der Zeit ab, weil es Zeit ist. Mit den Worten des jungen Nietzsche: „Es sollte eine schweigende Feierlichkeit sein, ganz Erinnerung, ganz Zukunft – die Gegenwart nichts als ein Gedankenstrich dazwischen“.19 Und wieder definiert Nietzsche die Erfahrung des Augenblicks wie folgt:
Ich habe schon einmal gesagt, daß ein solches zweckloses Sich-Behagenlassen am Moment, ein solches Sich-Wiegen auf dem Schaukelstuhl des Augenblicks für unsre allem Unnützen abholde Gegenwart fast unglaubwürdig, jedenfalls tadelnswerth erscheinen muß.20
Der Mensch, der diesen Horizont für sich und für andere definiert, ist sich der Existenz einer historischen und sozialen Realität bewusst, die auf eine Transformation wartet. Aus diesem Grund muss das Vertrauen in den Willen, in das Handeln und in die Zukunft erhalten bleiben. Aber um zu handeln, wie Nietzsche uns erinnert, müssen wir uns zunächst in eine nicht-historische Dimension versetzen, in der jedes historische Ereignis aufgetreten ist: Es ist notwendig, eine präzise „Atmosphäre“ zu schaffen. Ausgehend von dieser nicht-historische Atmosphäre beginnt das suprahistorische Selbst seinen Transformationsprozess der Realität. Dabei ist das Selbst inklusiver als das Ich, weil es in der zuvor beschriebenen suprahistorischen Atmosphäre entsteht. Das inklusive Selbst ist aktiv und fortschrittlich, weil es von der Geschichte erzogen wird. Es hat gelernt, dass die größten historischen Handlungen diejenigen sind, die im Dienst des Lebens stehen. Wenn wir diesen Prozess nicht mehr aus der Sicht des Einzelnen, sondern der Völkern betrachten, sehen wir, dass sich Nietzsche auch in diesem Fall auf die Einheit von Geist und Leben konzentriert. Er sagt zu Recht:
Was soll noch gehofft, noch geglaubt werden, wenn der Quell des Glaubens und Hoffens getrübt ist, wenn die Innerlichkeit gelernt hat, Sprünge zu machen, zu tanzen, sich zu schminken, mit Abstraction und Berechnung sich zu äussern und sich selbst allgemach zu verlieren! Und wie soll der grosse productive Geist es unter einem Volke noch aushalten, das seiner einheitlichen Innerlichkeit nicht mehr sicher ist und das in Gebildete mit verbildeter und verführter Innerlichkeit und in Ungebildete mit unzugänglicher Innerlichkeit auseinanderfällt.21
In der zitierten Passage hebt Nietzsche die Bedeutung des Übergangs vom Individuum zur geistigen Einheit des Volkes hervor. In einer anderen Passage wirft Nietzsche jedoch das Problem des „Geschichts-machens“ auf und betont, dass von der Geschichte nichts Neues und Kreatives erwartet werden kann, wenn die Persönlichkeiten bis zu der „ewiger Subjectlosigkeit“ ausgestorben sind. Aus den zitierten Texten können wir deutlich erkennen, dass Nietzsche die Geschichte aus der Perspektive innerster persönlicher Bereich betrachtet, von dem aus das Ich auf die überhistorische Dimension zugreift. Auf dieser Ebene muss die Geschichte die Entwicklung einer überlegenen Kultur fördern, die ihren Verlauf radikal verändern kann. Diese Kultur muss einen Spalt in der Geschichte öffnen, um den Bruch zwischen dem Ich und der Welt wieder herzustellen. Der junge Nietzsche legt großen Wert auf das „metaphysische Genie“. Das Genie hat nach Nietzsche eine „metaphysische Heimat“, die seinen Ursprung darstellt. Jede geniale Persönlichkeit bezieht ihr Lebenselixier aus der überhistorischen Dimension, weil sie eine „symbolische Natur“ hat. Zur gleichen Zeit ist das Genie „im Mutterschooße der Bildung eines Volkes gereift und genährt“.22
Nietzsche schätzt die metaphysische Dimension des Genies sehr und setzt sie fast mit der Erfahrung des Heiligen gleich. Die „Heimat“ des Genies muss mit Disziplin und Respekt bewohnt werden. Die Jugendbildung, insbesondere die im Gymnasium unterrichtete, sollte diese Disziplin und diesen Respekt lehren, damit zukünftige reife Menschen die Welt mit einem Verantwortungsbewusstsein gegenüber allem, was groß und edel ist, bewohnen. Zu den größten und edelsten Dingen gehört die Kultur, die die aristokratische Natur jedes Geistes widerspiegelt, und daher die Persönlichkeiten, die berufen sind, sie zu bewachen und vertreten. Nietzsche begründet dieses aristokratische Gefühl in der innigen Beziehung, die das Selbst an die Natur bindet, und beobachtet:
Wollt ihr einen jungen Menschen auf den rechten Bildungspfad geleiten, so hütet euch wohl, das naive zutrauensvolle, gleichsam persönlich-unmittelbare Verhältniß desselben zur Natur zu stören: zu ihm müssen der Wald und der Fels, der Sturm, der Geier, die einzelne Blume, der Schmetterling, die Wiese, die Bergeshalde in ihren eignen Zungen reden, in ihnen muß er gleichsam sich wie in zahllosen auseinandergeworfnen Reflexen und Spiegelungen, in einem bunten Strudel wechselnder Erscheinungen wiedererkennen; so wird er unbewußt das metaphysische Einssein aller Dinge an dem großen Gleichniß der Natur nachempfinden und zugleich an ihrer ewigen Beharrlichkeit und Nothwendigkeit sich selbst beruhigen. Aber wie vielen jungen Menschen darf es gestattet sein, so nahe und fast persönlich zur Natur gestellt heranzuwachsen!23
Nietzsches Identitätsüberlegungen stellen eine Einladung an jede Kultur und jeden Einzelnen dar, sich selbst tief zu betrachten, sich selbst in Frage zu stellen. In diesen inneren Abgründen findet jede Kultur ihren eigenen Leiter, ihren eigenen überlegenen Führer, der sogar dazu bestimmt sein kann, die Geschichte zu verändern: „Die Philosophie soll den geistigen Höhenzug durch die Jahrhunderte festhalten: damit die ewige Fruchtbarkeit alles Großen“.24 Und wieder beschreibt Nietzsche den Aufstieg der dominanten Individuen für jede Kultur, die das Genie jedes Zeitalters ausdrücken:
Wenn wir die großen Individuen als unsere Leitsterne gebrauchen, so verschleiern wir viel an ihnen, ja wir verhüllen alle die Umstände und Zufälle, die ihr Entstehen möglich machen, wir isoliren sie uns, um sie zu verehren.25
Die Funktion dieser überlegenen Menschen ist überhaupt nicht durch einen Träumeridealismus zu rechtfertigen, sondern durch das Denken an die Zivilisation der Zukunft: In all dem steckt eine Philosophie der Stärke und eine Philosophie des Handelns:26
Daß die großen Momente eine Kette bilden, daß sie, als Höhenzug, die Menschheit durch Jahrtausende hin verbinden, daß für mich das Größte einer vergangnen Zeit auch groß ist und daß der ahnende Glaube der Ruhmbegierde sich erfülle, das ist der Grundgedanke der Kultur. An der Forderung daß das Große ewig sein soll, entzündet sich der furchtbare Kampf der Kultur; denn alles Andere, was noch lebt, ruft Nein!27
Nach dieser Beobachtung macht Nietzsche einen Schritt nach vorne und schafft die Grundlage für eine überkulturelle Reflexion, wenn er schreibt:
Und doch erwachen immer wieder Einige, die sich, im Hinblick auf jenes Große, so beseligt fühlen, als ob das Menschenleben eine herrliche Sache sei und als ob es als schönste Frucht dieses bitteren Gewächses gelten müsse, zu wissen daß einmal einer stolz und stoisch durch dieses Dasein gegangen ist, ein anderer mit Tiefsinn, ein dritter mit Erbarmen, alle aber eine Lehre hinterlassend, daß der das Dasein am schönsten lebt, der es nicht achtet.28
An dieser Stelle muss eine Frage gestellt werden: Wer sind die Subjekte, die sich der Dekonstruktion aus Sicht des jungen Nietzsche widersetzen? Die Philosophen, Künstler und Heiligen.29 Es ist dies der Grundgedanke der Kultur, sagt Nietzsche,
insofern diese jedem Einzelnen von uns nur Eine Aufgabe zu stellen weiss: die Erzeugung des Philosophen, des Künstlers und des Heiligen in uns und ausser uns zu fördern und dadurch an der Vollendung der Natur zu arbeiten.30
Der Kulturförderer wendet sich notwendigerweise der Außenwelt zu:
so dass die Menschen, mit denen wir leben, einem Trümmerfelde der kostbarsten bildnerischen Entwürfe gleichen, wo alles uns entgegenruft: kommt, helft, vollendet, bringt zusammen, was zusammengehört, wir sehnen uns unermesslich, ganz zu werden.31
3. „Meine Überwindungen“: die Grundlage der interkulturellen Beziehung
Die Reflexion des jungen Nietzsche über die kulturelle Identität der Griechen unterstrich die Notwendigkeit, das Chaos und die Komplexität einzudämmen, die sich aus der Koexistenz heterogener Elemente ergeben. In einem Fragment des Frühling-Sommers 1876 schlägt Nietzsche eine interessante Darstellung der Integration vor. Er schaut auf zukünftige Denker und „freie Geister“:
Ich imaginire zukünftige Denker, in denen sich die europäisch-amerikanische Rastlosigkeit mit der hundertfach vererbten asiatischen Beschaulichkeit verbindet: eine solche Combination bringt das Welträthsel zur Lösung. Einstweilen haben die betrachtenden Freigeister ihre Mission: sie heben alle die Schranken hinweg, welche einer Verschmelzung der Menschen im Wege stehen: Religionen Staaten monarchische Instinkte Reichthums- und Armutsillusionen, Gesundheits- und Rassenvorurtheile – usw.32
Die Analyse des Fragments zeigt, dass der junge Nietzsche das Problem der Kultur bereits als Integration aufwirft. Er beschränkt sich jedoch nicht auf allgemeine Überlegungen, sondern führt den wichtigen Begriff des „freien Geistes“ ein. Angesichts der Komplexität, die durch historische Erfahrungen vermittelt wird, haben freie Geister eine große Aufgabe vor sich: die „Verschmelzung“ zwischen den Menschen so weit wie möglich zu fördern und die religiösen, kulturellen und politischen Bedingungen einzuschränken. Auf der Grundlage dieser Annahmen verwendet Nietzsche in der Vorrede (1886) zu dem zweiten Band von Menschliches, Allzumenschliches, das Konzept der „Überwindung“, um zu erklären, dass jedes Individuum wie jede Kultur seine eigene „Selbst-überwindung“ erreichen kann. In diesen Fällen muss das Individuum die Krankheit (d. h. décadence) der Kultur erkennen. Es muss die Erfahrung von Konflikten durchlaufen, um das Gewissen für die höheren Aufgaben wiederzugewinnen:
Das Leben selbst belohnt uns für unsern zähen Willen zum Leben, für einen solchen langen Krieg, wie ich ihn damals mit mir gegen den Pessimismus der Lebensmüdigkeit führte, schon für jeden aufmerksamen Blick unsrer Dankbarkeit, der sich die kleinsten, zartesten, flüchtigsten Geschenke des Lebens nicht entgehn lässt. Wir bekommen endlich dafür seine grossen Geschenke, vielleicht auch sein grösstes, das es zu geben vermag, – wir bekommen unsre Aufgabe wieder zurück.33
Nietzsche appelliert an die Menschen der Zukunft, die selteneren und „geistigeren“ und damit „mutigeren“, an diejenigen, die das Gewissen der modernen Seele repräsentieren müssen, aber eine Mission zu erfüllen haben:
den Weg zu einer neuen Gesundheit zu wissen, ach! und zu gehen, einer Gesundheit von Morgen und Uebermorgen, ihr Vorherbestimmten, ihr Siegreichen, ihr Zeit-Ueberwinder, ihr Gesündesten, ihr Stärksten, ihr guten Europäer!34
Es ist wichtig zu betonen, wie Nietzsche bei mehreren Gelegenheiten, insbesondere ausgehend von Menschliches, Allzumenschliches, auf der Notwendigkeit besteht, eine „dynamische“ Beziehung zur Vergangenheit wiederherzustellen, die sich aus der Arbeit der Kulturen zusammensetzt. Reifere Kulturen müssen jedoch in der Lage sein, über sich selbst hinaus zu sehen und außerhalb ihrer eigenen Sphäre einzudringen:
In Hinsicht auf die Zukunft erschliesst sich uns zum ersten Male in der Geschichte der ungeheure Weitblick menschlich-ökumenischer, die ganze bewohnte Erde umspannender Ziele.35
Weiter, immer in diesem Text, schreibt Nietzsche ausdrücklich: „Die Menschheit kann von nun an durchaus mit sich anfangen, was sie will“.36 Ausgehend von Menschliches, Allzumenschliches, spürt Nietzsche das Bedürfnis nach spiritueller Erneuerung und stellt neben der Verbesserung der Geschichte das Bedürfnis nach Heilung und Gesundheit für die Menschheit der Zukunft in den Vordergrund, die eine natürliche und soziale Umwelt haben muss, um am besten für Ihre lebenswichtigen Bedürfnisse geeignet zu sein:
Die verschiedenen Culturen sind verschiedene geistige Klimata, von denen ein jedes diesem oder jenem Organismus vornehmlich schädlich oder heilsam ist. Die Historie im Ganzen, als das Wissen um die verschiedenen Culturen, ist die Heilmittellehre, nicht aber die Wissenschaft der Heilkunst selber. Der Arzt ist erst recht noch nöthig, der sich dieser Heilmittellehre bedient, um Jeden in sein ihm gerade erspriessliches Klima zu senden –zeitweilig oder auf immer. In der Gegenwart leben, innerhalb einer einzigen Cultur, genügt nicht als allgemeines Recept, dabei würden zu viele höchst nützliche Arten von Menschen aussterben, die in ihr nicht gesund athmen können. Mit der Historie muss man ihnen Luft machen und sie zu erhalten suchen; auch die Menschen zurückgebliebener Culturen haben ihren Werth.37
Um diese Ziele zu erreichen, ist es notwendig, „einfach zu leben“ und mehr Zeit für Reflexion und Erfindungsreichtum zu reservieren. Es bedeutet, den Sinn für Tugend wiederzuentdecken und tugendhaft zu sein, um selbst den menschlichen Zustand zu überwinden: Es bedeutet, gelernt zu haben, sich selbst zu transzendieren. Dies kann nur durch eine Kultur geschehen, die sich nicht mehr ihrer selbst schämt, sondern die spontanen Gesten der Erhebung und der Emotion wieder entdeckt und vor allem neuen Philosophien und neuen Weltanschauungen konzipiert. Nietzsche muss sich jedoch mit einer anderen Dekonstruktion von Identitäten und Kulturen befassen, die sich in Form und Inhalt sicherlich stark von der von ihm vorgenommenen unterscheidet. Es geht um die „Maschinen-Kultur“. Die Maschine, schreibt Nietzsche,
setzt bei den Personen, welche sie bedienen, fast nur die niederen gedankenlosen Kräfte in Bewegung“;38 „aber sie giebt nicht den Antrieb zum Höhersteigen, zum Bessermachen, zum Künstlerwerden. Sie macht thätig und einförmig, – das erzeugt aber auf die Dauer eine Gegenwirkung, eine verzweifelte Langeweile der Seele, welche durch sie nach wechselvollem Müssiggange dürsten lernt.39
Und fügt noch klärend hinzu:
Die Maschine lehrt durch sich selber das Ineinandergreifen von Menschenhaufen, bei Actionen, wo Jeder nur Eins zu thun hat: sie giebt das Muster der Partei-Organisation und der Kriegsführung. Sie lehrt dagegen nicht die individuelle Selbstherrlichkeit: sie macht aus Vielen eine Maschine, und aus jedem Einzelnen ein Werkzeug zu einem Zwecke. Ihre allgemeinste Wirkung ist, den Nutzen der Centralisation zu lehren.40
Wie ist es möglich, dieser Tendenz entgegenzutreten, die alle Dinge und alle Menschen „homogen“ macht? Es ist notwendig, eine kritische Position einzunehmen und gegen die Zeit der Massen zu kämpfen, um eine Hierarchie von Werten wiederherzustellen, die die Freiheit von Individuen und Kulturen schützt. Dies bedeutet, Homogenität durch Heterogenität und Pluralismus zu ersetzen. Wenn der Maschinismus und der Materialismus zur Zentralisierung führen, führt hingegen Kunst zur Befreiung. Aber wir wissen, dass Kunst allein als solche nicht mehr ausreicht, weil sie die Unterstützung der Wissenschaft braucht, einer Wissenschaft, die eine „fröhliche“ ist. Die Frage der Aufklärung bleibt auf jeden Fall offen. Nietzsche ist diesbezüglich vorsichtig: Die Aufklärung muss sich von jeder romantischen Tendenz (zum Beispiel im Rousseau-Stil) und damit von jeglichem Fanatismus reinigen, um nur Individuen zu transformieren, dann sehr langsam auch die Sitten und Einrichtungen der Völker.41 Bevor nun eine überkulturelle Position erreicht werden kann, muss das Individuum, das nicht länger eine metaphysisch verstandene Substanz, sondern nur noch eine Kraft und ein Aktionszentrum ist, auch die Möglichkeit des Rückzugs und der Einsamkeit zugeben. Nietzsche stellt klar fest:
Wir ziehen uns in’s Verborgene zurück: aber nicht aus irgend einem persönlichen Missmuthe, als ob uns die politischen und socialen Verhältnisse der Gegenwart nicht genugthäten, sondern weil wir durch unsere Zurückziehung Kräfte sparen und sammeln wollen, welche später einmal der Cultur ganz noth thun werden, je mehr diese Gegenwart diese Gegenwart ist und als solche ihre Aufgabe erfüllt. Wir bilden ein Capital und suchen es sicher zu stellen: aber, wie in ganz gefährlichen Zeiten, dadurch dass wir es vergraben.42
Genau auf dieser Grundlage versteht Nietzsche den Begriff des „Freigeistes“, der ihn wie folgt definiert:
Welcher anders denkt, als man von ihm auf Grund seiner Herkunft, Umgebung, seines Standes und Amtes oder auf Grund der herrschenden Zeitansichten erwartet. Er ist die Ausnahme, die gebundenen Geister sind die Regel; diese werfen ihm vor, dass seine freien Grundsätze ihren Ursprung entweder in der Sucht, aufzufallen, haben oder gar auf freie Handlungen, das heisst auf solche, welche mit der gebundenen Moral unvereinbar sind, schliessen lassen.43
Nietzsche, insbesondere ausgehend von Menschliches, Allzumenschliches, hat ernsthaft das Bedürfnis, die Zivilisation aus der „Zwangsjacke“ von Falschheit und Gewalt, die von Individuen, Völkern und Religionen ausgeübt wird, zu „extrahieren“: „Die Erdregierung des Menschen im Grossen hat der Mensch selber in die Hand zu nehmen“.44 Dies ist zweifellos eine großartige historische Haltung. Hier interpretiert Nietzsche das weitere Schicksal der Zivilisation. Aus dieser maximalen Konzentration „übermenschlicher“ Energie sollte hervorgehen, was Nietzsche als „die cyklopischen Architekten und Wegebauer der Humanität“ definiert.45 Die überkulturelle Perspektive, die aus der interkulturellen Position entspringen kann, muss dem Menschen ein „Doppelgehirn“ geben,
gleichsam zwei Hirnkammern geben, einmal um Wissenschaft, sodann um Nicht-Wissenschaft zu empfinden: neben einander liegend, ohne Verwirrung, trennbar, abschliessbar; es ist diess eine Forderung der Gesundheit. Im einen Bereiche liegt die Kraftquelle, im anderen der Regulator: mit Illusionen, Einseitigkeiten, Leidenschaften muss geheizt werden, mit Hülfe der erkennenden Wissenschaft muss den bösartigen und gefährlichen Folgen einer Ueberheizung vorgebeugt werden.46
In Bezug auf diese doppelte Haltung bietet Nietzsche eine Klarstellung, indem er die europäische Identität in Frage stellt. Nietzsche entnimmt von Baer Überlegungen zur europäischen Haltung, um die Gründe für jedes Glaubenssystem zu liefern, und für eine Gesamtbewertung der Rolle vor, die die europäische Zivilisation auch in Bezug auf andere Kulturen wie Asien spielen muss. Sicherlich eine Rolle des Führers und nicht der Unterordnung.47 In diesem Rahmen spielt die Wissenschaft sicherlich eine zentrale Rolle. Die Wissenschaft gründet den Bereich der Technik und der Maschinen, bestimmt aber folglich die Beschleunigung der Zeit. Dieser ganze Prozess führt zu einem unvermeidlichen Opfer des kontemplativen Lebens und damit des moralischen Lebens.48 Der Geist – d. h. die Zeit zum Nachdenken und die Ruhe im Denken – wird vollständig durch eine frenetische und zwanghafte Aktivität ersetzt. Dieser Prozess führt unweigerlich zur „Homogenisierung“ der Sichtweisen und der unterschiedlichen Identitäten; er gefährdet dramatisch sowohl die Möglichkeit, den übergeordneten Standpunkt der Kultur zu erreichen, als auch die Grundlage der interkulturellen Beziehung zu schaffen. Nietzsche erklärt klar, dass innerhalb dieser Beschleunigung gerade die Freigeister den teuersten Preis zahlen. Obwohl, wie Nietzsche zum Abschluss des Aphorismus schreibt, „eine solche Klage, wie die eben abgesungene, wird wahrscheinlich ihre Zeit haben und von selber einmal, bei einer gewaltigen Rückkehr des Genius’ der Meditation, verstummen“.49 Auf der Grundlage dieser Perspektive kann Interkulturalität nur eines der Ziele sein, die diese „höhere Kultur“ verfolgt, weil sie fast alles mit ihr teilt: Vor allem die Kritik an der „Dummheit der Mechanik“ der vielleicht gebauten homogenen Gesellschaft nach dem Vorbild „Gleichheit in der Knechtschaft“ (Tocqueville).
4. Die Interkulturalität als moralisches Problem: „Eine nothwendige Kette von Cultur-Ringen zu werden“
Die Merkmale, die Nietzsche der Moderne zuschrieb, gelten auch heute noch weitgehend, insbesondere aufgrund des Opfers des kontemplativen Lebens zugunsten des aktiven Lebens: In einer interkulturellen Perspektive bedeutet dies die Entvölkerung der Gebetsräume, die erzwungene Anpassung der Sprachen innerster persönlicher Bereich für die pragmatische und performative Funktion der Außensprache: ein einfaches und vereinfachtes Werkzeug der technologischen Gesellschaft, das keinen Übersetzungsaufwand mehr erfordert:
Die moderne Unruhe. – Nach dem Westen zu wird die moderne Bewegtheit immer grösser, so dass den Amerikanern die Bewohner Europa’s insgesammt sich als ruheliebende und geniessende Wesen darstellen, während diese doch selbst wie Bienen und Wespen durcheinander fliegen. Diese Bewegtheit wird so gross, dass die höhere Cultur ihre Früchte nicht mehr zeitigen kann; es ist, als ob die Jahreszeiten zu rasch auf einander folgten. Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Civilisation in eine neue Barbarei aus. Zu keiner Zeit haben die Thätigen, das heisst die Ruhelosen, mehr gegolten. Es gehört desshalb zu den nothwendigen Correcturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in grossem Maasse zu verstärken. Doch hat schon jeder Einzelne, welcher in Herz und Kopf ruhig und stetig ist, das Recht zu glauben, dass er nicht nur ein gutes Temperament, sondern eine allgemein nützliche Tugend besitze und durch die Bewahrung dieser Tugend sogar eine höhere Aufgabe erfülle.50
Zu den „höheren Aufgaben“, die Nietzsche im genannten Aphorismus gerade erwähnt hat, gehört die Über-kulturalität. In jedem Falle hat der Mensch an ihm „eine Leiter mit hundert Sprossen“, auf welchen er zur Erkenntniss steigen kann: „Man muss Religion und Kunst wie Mutter und Amme geliebt haben, – sonst kann man nicht weise werden“.51 Nietzsche drückt sich noch deutlicher aus, wenn er schreibt:
Wandle zurück, in die Fussstapfen tretend, in welchen die Menschheit ihren leidvollen grossen Gang durch die Wüste der Vergangenheit machte: so bist du am gewissesten belehrt, wohin alle spätere Menschheit nicht wieder gehen kann oder darf.52
Nietzsche ist jedoch nicht auf diese Überlegungen beschränkt. Er geht weiter und schlägt eine Metapher vor – die des Ichs als notwendige Kette von „Cultur-Ringen“ – die zweifellos eine interkulturelle Bedeutung hat:
Dieses Ziel ist, selber eine nothwendige Kette von Cultur-Ringen zu werden und von dieser Nothwendigkeit aus auf die Nothwendigkeit im Gange der allgemeinen Cultur zu schliessen. Wenn dein Blick stark genug geworden ist, den Grund in dem dunklen Brunnen deines Wesens und deiner Erkenntnisse zu sehen, so werden dir vielleicht auch in seinem Spiegel die fernen Sternbilder zukünftiger Culturen sichtbar werden.53
Nietzsches Bild von der Kette der Kulturglieder impliziert einen anderen Gesichtspunkt, der diese ergänzt: Jede wahre Kulturkette hat ihren eigenen exklusiven Vertreter, der eine Leitfunktion übernimmt. Nur auf dieser Grundlage erkennt er sogar die Legitimität des „sozialistischen“ Denkens an, das auf universeller Gerechtigkeit beruht, „aber wie gesagt nur innerhalb der herrschenden Classe, welche in diesem Falle die Gerechtigkeit mit Opfern und Verleugnungen übt“.54 Das Bedürfnis nach Rückzug und Isolation wird auf jeden Fall von „aristokratischen“ Seelen empfunden, und es sind immer dieselben Seelen, die von zukünftigen überkulturellen Paradiesen „träumen“, weil es edle Menschen sind, die neue Werte schaffen. Nietzsche erklärt dies ausdrücklich in Jenseits von Gut und Böse (1886):
Im Vordergrunde steht das Gefühl der Fülle, der Macht, die überströmen will, das Glück der hohen Spannung, das Bewusstsein eines Reichthums, der schenken und abgeben möchte: – auch der vornehme Mensch hilft dem Unglücklichen, aber nicht oder fast nicht aus Mitleid, sondern mehr aus einem Drang, den der Überfluss von Macht erzeugt.55
Nietzsche bietet uns immer in Bezug auf die Figur des freien Geistes und seine Einsamkeit eine wichtige Klarstellung, die für die Gestaltung des Handelns des freien Geistes in interkulturellen Kontexten unabdingbar ist:
In allen Ländern Europa’s und ebenso in Amerika giebt es jetzt Etwas, das Missbrauch mit diesem Namen treibt, eine sehr enge, eingefangne, an Ketten gelegte Art von Geistern, welche ungefähr das Gegentheil von dem wollen, was in unsern Absichten und Instinkten liegt, – nicht zu reden davon, dass sie in Hinsicht auf jene heraufkommenden neuen Philosophen erst recht zugemachte Fenster und verriegelte Thüren sein müssen. Sie gehören, kurz und schlimm, unter die Nivellirer, diese fälschlich genannten „freien Geister“ – als beredte und schreibfingrige Sklaven des demokratischen Geschmacks und seine „modernen Ideen.56
Nietzsche warnt seine Anhänger vor dem Risiko, dass jede kulturelle Wurzel von den Menschen „ohne Einsamkeit“ vollständig abgeschnitten wird, und zwar genau von den Menschen, die „nicht frei“ und „oberflächlich“ sind:
Was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine grüne Weide-Glück der Heerde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für Jedermann.57
Die Konfrontation mit der Vergangenheit und mit der Geschichte bringt ungelöste Probleme mit sich, denen man sich nicht immer leichtfertig stellen kann; Nietzsches Perspektive voraussetzt auf jeden Fall, „ein Auge und ein Gewissen für die Frage aufgemacht [zu] haben, wo und wie bisher die Pflanze ‚Mensch‘ am kräftigsten in die Höhe gewachsen ist“.58 Wenn wir nun diese letzten Beobachtungen von Nietzsche im Auge behalten, sehen wir, dass die Kritik am „traditionellen“ Subjektbegriff59 keine vollständige Schwächung der transformierenden Kraft des Geistes und des Willens bedeutet, da beide ihre Anwendung in der Dimension des Ichs finden.
Nietzsche interpretiert das so verstandene Ich nicht länger als „Substanz“, sondern als ein großes Schlachtfeld, d. h. als den Ort, an dem gegnerische Kräfte kollidieren, insbesondere Instinkte und Triebe. Da die unsterbliche Seele nicht mehr existiert, bleibt das Ich nur ein „Aggregat“ der sterblichen Seelen.60 Trotz dieser nur offensichtlichen Dekonstruktion des Subjekts erkennt Nietzsche den Willen zur Macht im Ich an; Trotz seiner Kritik an der westlichen Metaphysik und am Christentum erkennt Nietzsche ausdrücklich den Wert des „Gebets“ an, der als eine „zarte Gelassenheit“ bezeichnet wird und der unabdingbar ist, um einen Zustand der Untätigkeit zu erreichen, der unabdingbar ist. Und sagt er dementsprechend „dass folglich die moderne, lärmende, Zeit-auskaufende, auf sich stolze, dumm-stolze Arbeitsamkeit, mehr als alles Übrige, gerade zum „Unglauben“ erzieht und vorbereitet“.61 Er schreibt weiter:
Jede Zeit hat ihre eigene göttliche Art von Naivetät, um deren Erfindung sie andre Zeitalter beneiden dürfen: – und wie viel Naivetät, verehrungswürdige, kindliche und unbegrenzt tölpelhafte Naivetät liegt in diesem Überlegenheits-Glauben des Gelehrten, im guten Gewissen seiner Toleranz, in der ahnungslosen schlichten Sicherheit, mit der sein Instinkt den religiösen Menschen als einen minderwerthigen und niedrigeren Typus behandelt, über den er selbst hinaus, hinweg, hinauf gewachsen ist, – er, der kleine anmaassliche Zwerg und Pöbelmann, der fleissig-flinke Kopf- und Handarbeiter der ‚Ideen‘, der ‚modernen Ideen‘!62
Wie aus der gerade zitierten Passage hervorgeht, sieht Nietzsche die Haltung der Toleranz mit Argwohn an: In diesem Zusammenhang ist es wichtig, von der Moral der Toleranz zu der des „Respekts“ überzugehen. Die Identität, die weiß, wie man Respekt gewinnt, hat sicherlich folgende Eigenschaften: „Die hohe unabhängige Geistigkeit, der Wille zum Alleinstehn, die grosse Vernunft“.63 Zumindest in Nietzsches Augen hat es diese Eigenschaft nicht: „das Mittelmaass der Begierden“.64 Die interkulturelle Beziehung setzt daher die Erreichung einer überlegenen Moral voraus, die gegen „die Gesammt-Entartung des Menschen“, d. h. gegen „diese Entartung und Verkleinerung des Menschen zum vollkommenen Heerdenthiere (oder, wie sie sagen, zum Menschen der „freien Gesellschaft“), diese Verthierung des Menschen zum Zwergthiere der gleichen Rechte und Ansprüche“65 kämpft. Aus diesen Nietzsches Überlegungen ist ersichtlich, dass die große Kette von Kulturen – um seine wirksame Metapher wieder aufzunehmen –, um gut vereint zu bleiben, nur die Rekonstruktion eines „soliden“ Gedankens unmittelbar nach der anfänglichen Dekonstruktion von Identitäten implizieren kann.
5. Vorläufige Schlussfolgerungen: Der Mensch „des grossen Stroms“ und sein Schicksal
Damit sind wir am Ende dieses interpretativen Wegs angekommen, der Nietzsches Texten treu bleibt. Aus dieser Untersuchung geht die Figur des Menschen des großen Stroms hervor, der wie ein Fluss die Menschen und die Kulturen in die Zukunft befördert. Sicherlich wird diese „prometheische“ Figur leicht zum Protagonisten der „großen Politik“, die gegen die kleine Politik kämpft.66 In diesem Rahmen bleibt ein sehr problematischer Punkt: Nietzsches Kritik an der Demokratie und am Sozialismus, eine Kritik, die es sehr schwierig macht, ausgehend von Nietzsches Texten, eine Perspektive interkultureller Politik zu definieren. Stattdessen bleibt der Vorschlag für eine interkulturelle Ethik klarer und akzeptabler. Es muss zugegeben werden, dass Nietzsche zwischen einer interkulturellen Position und einer überkulturellen Perspektive pendelt. Ich glaube, dass bei dieser Untersuchung, aus offensichtlichen Gründen, die ethische Dimension von der politischen getrennt bleiben muss. Selbst für die einfache Tatsache, dass Nietzsche in seiner ethischen Reflexion viel klarer und erschöpfender ist als in der politischen Analyse. Neue PhilosophInnen werden von Nietzsche zu einem guten Gewissen gerufen, fast als wären sie Seher und Reiter von Rätseln. Und so heißt es dann:
Die eigentlichen Philosophen aber sind Befehlende und Gesetzgeber: sie sagen ‚so soll es sein!‘, sie bestimmen erst das Wohin? und Wozu? des Menschen und verfügen dabei über die Vorarbeit aller philosophischen Arbeiter, aller Überwältiger der Vergangenheit, – sie greifen mit schöpferischer Hand nach der Zukunft, und Alles, was ist und war, wird ihnen dabei zum Mittel, zum Werkzeug, zum Hammer. Ihr ‚Erkennen‘ ist Schaffen, ihr Schaffen ist eine Gesetzgebung, ihr Wille zur Wahrheit ist – Wille zur Macht. – Giebt es heute solche Philosophen? Gab es schon solche Philosophen? Muss es nicht solche Philosophen geben? […].67
Es besteht kein Zweifel, dass die interkulturelle Perspektive, die, wie bereits erwähnt, mit dem ethischen Element verankert ist, direkt mit dem Gedanken an Größe zusammenhängt, zumindest so, wie Nietzsche es versteht. Es ist ein kreativer Gedanke, den der Philosoph aus erster Hand miterlebt, ein Gedanke, der offen ist für die Dimension der Zukunft und des Risikos, der den Willen und damit die Fähigkeit bedingt, dauerhafte Entscheidungen zu treffen. Es ist sicherlich ein sehr inklusiver Gedanke. Diese Perspektive wird wirklich inklusiv, wenn sie von einer Ethik der Verantwortung abhängt. Das Ich kann in diesen Fällen auch im Widerspruch zu den ideologischen Moden stehen, die seine Zeit charakterisieren, weil es letztendlich seine Aufgabe ist, „eine neue Grösse des Menschen“, „einen neuen ungegangenen Weg zu seiner Vergrösserung“ zu wissen.68
Auf dieser Ebene befinden wir uns bereits in einer überkulturellen Perspektive. Auf diesen Nietzscheanischen Grundlagen verfolgt die überkulturelle Perspektive daher einen Gedanken an Größe, eine Steigerung der Menschenwürde, die Anerkennung von Unterschieden als Wert. Die Überkulturalität fördert daher neue, umfassendere Identitäten, gerade insofern, als sie aus der Dekonstruktion der geschlossenen Identitäten vergangener Gesellschaften entstehen, gerade weil sie freier und kreativer sind als in der Vergangenheit. Die Interkulturalität zeigt stattdessen, dass die Menschheit sowohl eine Konfrontation mit der Geschichte (Vergangenheit) als auch eine eigene Erhebung in der Dimension des „Jenseits“ (Zukunft) braucht. In Bezug auf die von Nietzsche zur Beschreibung der inklusiven Perspektive verwendete Strömungsmetapher ist anzumerken, dass er sich nicht auf die Verflüssigung fester Körper beschränkt, sondern gleichzeitig die Notwendigkeit ihrer „Rekonstruktion“ auf neuen „überkulturellen“ Grundlagen empfindet. Nietzsche berücksichtigt auch gebührend die Praxis der Tugend: „Wir Europäer von Übermorgen“, schreibt er nicht zufällig,
wir werden vermuthlich, wenn wir Tugenden haben sollten, nur solche haben, die sich mit unsren heimlichsten und herzlichsten Hängen, mit unsern heissesten Bedürfnissen am besten vertragen lernten: wohlan, suchen wir einmal nach ihnen in unsren Labyrinthen! – woselbst sich, wie man weiss, so mancherlei verliert, so mancherlei ganz verloren geht. Und giebt es etwas Schöneres, als nach seinen eigenen Tugenden suchen? Heisst dies nicht beinahe schon: an seine eigne Tugend glauben?69
Diese Anziehungskraft des späten Nietzsche auf Europa ist kein Zufall: Er hatte das Bedürfnis, eine überkulturelle Perspektive zu schaffen, die sich genau aus dem Vergleich der Kulturen sowie aus einer Kritik des schwachen Toleranzbegriffs, aber auch aus einer Kritik des Rassismus und Nationalismus ergeben könnte. Abschließend muss anerkannt werden, dass diese Absichten Nietzsches eine „Skizze“ für eine Philosophie der Zukunft bleiben. Sie bleiben ein Hinweis und eine Perspektive: Es ist daher notwendig, Nietzsches Perspektiven richtig zu nutzen.
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Für Zitate aus Nietzsches Werken wird ab sofort auf die Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe (eKGWB) verwiesen, die digitale kritische Ausgabe der gesamten Werke und Briefe Nietzsches, basierend auf dem kritischen Text von G. Colli und M. Montinari, de Gruyter, Berlin / New York 1967-, hrsg. von P. D’Iorio, Nietzsche Source, Paris 2009- (http://www.nietzschesource.org/#eKGWB). ↩︎
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In Bezug auf dieses Thema, beschränke ich mich darauf, auf diese Hauptstudien hinzuweisen: G. Deleuze, Nietzsche et la philosophie, PUF, Paris 1962; M. Foucault, Nietzsche, la généalogie, l’histoire. In: Hommage à Jean Hyppolite, éd. S. Bachelard (et alii), PUF, Paris 1971, S. 145-172 ; S. Kofman, Nietzsche et la métaphore, Payot, Paris 1972 ; G. Vattimo, Il soggetto e la maschera. Nietzsche e il problema della liberazione, Bompiani, Milano 1974 ; J. Derrida, Éperons. Les styles de Nietzsche, Flammarion, Paris 1978; A. Nehamas, Nietzsche. Life as Literature, Harvard University Press, Cambridge-London 1985 ; R. Roni, La persistenza dell’istinto. Pulsioni vitali dell’esistenza, prefazione di Remo Bodei, Edizioni ETS, Pisa 2007 ; Ders., Tra Nietzsche e Freud. Soggetto, potere, esperienza del male, Morlacchi Editore University Press, Perugia 2012 ; S. Marton, Nietzsche, filósofo da suspeita, Casa da Palavra, Rio de Janeiro 2010. Vgl. auch J.-F. Lyotard, La condition postmoderne. Rapport sur le savoir, Les éditions de Minuit, Paris 1979; J. Habermas, Nachmetaphysisches Denken. Philosophische Aufsätze, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988; G. Deleuze, F. Guattari, Qu’est-ce que la philosophie?, Les Éditions de Minuit, Paris 1991. ↩︎
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G. Campioni, L’identità ferita. Genealogie di vecchie e nuove intolleranze, Edizioni ETS, Pisa 1993; Ders., Nietzsche. La morale dell’eroe, Edizioni ETS, Pisa 2008. ↩︎
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Siehe insbesondere: D.W. Conway, Nietzsche and the Political, Routledge, London-New York 1997 ; H.W. Siemens, Agonal Configurations in the Unzeitgemässe Betrachtungen: Identity, Mimesis and the Übertragung of Cultures in Nietzsche’s Early Thought. In: „Nietzsche-Studien“, 30 (2001), S. 80-106 ; G. Goedert, U. Nussbaumer-Benz (Hrsg.), Nietzsche und die Kultur: eine Beitrag zu Europa?, Olms Verlags, Hildesheim 2002 ; K. Ansell Pearson (Ed.), A Companion to Nietzsche, Blackwell, Malden, Mass, Oxford 2006 ; H.W. Siemens, V. Roodt (Eds.), Nietzsche, Power and Politics. Rethinking Nietzsche’s Legacy for Political Thought, de Gruyter, Berlin-London 2008 ; A.U. Sommer (Hrsg.), Nietzsche – Philosoph der Kultur(en)?, de Gruyter, Berlin-London 2008. Unter den neuesten Beiträgen: C.D. Acampora, Contesting Nietzsche, The University of Chicago Press, Chicago 2013 ; W. Stegmaier, Europa im Geisterkrieg. Studien zu Nietzsche, hrsg. von A. Bertino, Open Book Publishers, Cambridge 2018. ↩︎
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Ein wichtiges Buch zur Reflexion über Zeitlichkeit ist sicherlich B.C. Han, Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst der Verweilens, Transcript Verlag, Bielefeld 2009. ↩︎
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Unter den vielen Beiträgen zu diesem Thema: A. Lévy, Stirner et Nietzsche, Société Nouvelle de Libraire et d’Édition, Paris 1904; M. Heidegger, Nietzsche, 2 Bände, Neske Verlag, Pfullingen 1961; W. Kaufmann, Nietzsche: Philosopher, Psychologist, Anti-Christ, Meridien Books, New York 1968 ; M. Djurić, J. Simon (Hrsg.), Nietzsche und Hegel, Königshausen und Neumann, Würzburg 1992 ; G. Abel, Bewusstsein-Sprache-Natur: Nietzsches Philosophie des Geistes. In: „Nietzsche-Studien“, 30 (2001), S. 1-43 ; F. Totaro (a cura di), Nietzsche e la provocazione del superuomo. Per un’etica della misura, Carocci, Roma 2004 ; R.B. Pippin, The Persistence of Subjectivity. On the Kantian Aftermath, Cambridge University Press, Cambridge 2005 ; Ders.: Nietzsche, Psychology, and First Philosophy, The University of Chicago Press, Chicago and London 2010 ; R. Màdera, Sconfitta e utopia. Identità e feticismo attraverso Marx e Nietzsche, Mimesis, Milano 2018; B. Zavatta, Individuality and Beyond. Nietzsche Reads Emerson, trans. by A. Reynolds, Oxford University Press, Oxford 2019. ↩︎
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Vgl. W. Welsch, Nietzsche über die Zukunft Europas: Tyrannen oder Nomaden? In: Sichtweisen. Völker und Vaterländer, Edition Weimarer Klassik, Weimar 1995, S. 87-108 ; Ders., Transculturality: The Puzzling form of Cultures Today. In: Spaces of Culture. City, Nation, World, ed. by M. Featherstone and S. Lash, Sage, London 1999, S. 194-213. Vgl. auch P. Wotling, Nietzsche et le problème de la civilisation, PUF, Paris 1998; Ders., La philosophie de l’esprit libre. Introduction à Nietzsche, Flammarion, Paris 2008. Für einen allgemeineren Überblick: C. Geertz, The Interpretation of Cultures, Basic Books, New York 1973 ; C. Lévi-Strauss, Le regard éloigné, Plon, Paris 1983 ; F.M. Wimmer, Interkulturelle Philosophie, Passagen Verlag, Wien 1989 ; R. Fornet-Betancourt, Zur interkulturellen Transformation der Philosophie in Lateinamerika, Iko-Verlag, Berlin 2002 ; D. Sánchez Meca, El nihilismo. Perspectivas sobre la historia espiritual de Europa, Editorial Síntesis, Madrid 2004 ; H. Rücker, In globaler Perspektive. Wissenschaftliche Wahrheit und menschliche Lebensorientierung, Disserta Verlag, Hamburg 2015 ; R. Roni, Il flusso interculturale. Pragmatismo etico e peso della storia nella filosofia emergente, Mimesis, Milano 2017. ↩︎
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F. Nietzsche, David Strauss, § 1. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1873, 27 [24]. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1873, 26 [16]. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1873, 28 [6]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1872, 19 [172]. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1873, 26 [16]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, § 1. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1872, 19 [198]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Schopenhauer als Erzieher, § 3. ↩︎
-
F. Nietzsche, Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, § 1. ↩︎
-
F. Nietzsche, Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten, § Vortrag I. ↩︎
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Ebd. ↩︎
-
Ebd., § 4. ↩︎
-
Ebd., § Vortrag III. ↩︎
-
Ebd., § Vortrag IV. ↩︎
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F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1872, 19 [33]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1872, 19 [50]. ↩︎
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Vgl. F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1872, 19 [154]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern: § 1. Über das Pathos der Wahrheit. ↩︎
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Ebd. ↩︎
-
F. Nietzsche, Schopenhauer als Erzieher, § 5. ↩︎
-
Ebd. ↩︎
-
Ebd., § 6. ↩︎
-
F. Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 1876, 17 [55]. ↩︎
-
F. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches II, Vorrede, § 5. ↩︎
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Ebd., Vorrede, § 6. ↩︎
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Ebd. Insbes. Vermischte Meinungen und Sprüche, 179. ↩︎
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Ebd. ↩︎
-
Ebd., Der Wanderer und sein Schatten, 188. ↩︎
-
Ebd., 220. ↩︎
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Ebd. ↩︎
-
Ebd., 218. ↩︎
-
Ebd., 221. ↩︎
-
Ebd., 229. ↩︎
-
F. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches I: V. Anzeichen höherer und niederer Cultur, 225. ↩︎
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Ebd., 245. ↩︎
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Ebd., 246. ↩︎
-
Ebd., 251. ↩︎
-
Ebd., 265. ↩︎
-
Ebd., 282. ↩︎
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Ebd.; Ebd., auch 284. ↩︎
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Ebd., 285. ↩︎
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Ebd., 292. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Ebd., 451: Gerechtigkeit als Parteien-Lockruf. ↩︎
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F. Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Neuntes Hauptstück: was ist vornehm?, 260. ↩︎
-
Ebd., Zweites Hauptstück: der freie Geist, 44. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Vgl. Ebd., Drittes Hauptstück: das religiöse Wesen, 54. ↩︎
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F. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches II: Vermischte Meinungen und Sprüche, 17. ↩︎
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F. Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Drittes Hauptstück: das religiöse Wesen, 58. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Ebd., Fünftes Hauptstück: zur Naturgeschichte der Moral, 201. ↩︎
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Ebd. ↩︎
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Ebd., 203. ↩︎
-
Ebd., Sechstes Hauptstück: wir Gelehrten, 208. ↩︎
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Ebd., 211. ↩︎
-
Ebd., 212. ↩︎
-
Ebd., Siebentes Hauptstück: unsere Tugenden, 214. ↩︎