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Kirche und Astronomie in der Modernität. Geschichte der Vatikanischen Sternwarte

di Giovanni Patriarca (5 settembre 2011)

1. Einleitung

Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes
die Himmelsfeste verkünden das Werk seiner Hände.

(Psalm 19 1, 2)

Auf den Spuren des Königs Salomon erneuert sich in der Geschichte der Specola Vaticana (Vatikanische Sternwarte) die Ermahnung die »untrügliche Erkenntnis der Dinge, dass ich den Bau des Weltalls verstünde und die Wirksamkeit der Elemente, Anfang, Ende und Mitte der Zeiten, den Wechsel der Sonnenwende und den Wandel der Jahreszeiten, den Ablauf des Jahres und die Stellungen der Gestirne«1 zu erlangen.

Papst Leo XIII. wollte diese antike Tradition verbreiten, indem er den historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Wert der Kirche in einem historisch feindlichen und atheistischen Umfeld2 geltend machte und verteidigte. In dem Dokument Ut mysticam schrieb der Papst dass »die Astronomie einen besonderen Stellenwert habe: Ihr Ziel ist es eben, die leblosen Kreaturen zu untersuchen, die mehr als alle anderen von der Glorie Gottes zeugen.«3 In der liturgischen christlichen Tradition darf man außerdem nicht den bedeutsamen Stellenwert der Zeit vergessen -- sie ist der wichtigste Ausgangspunkt jeglicher naturwissenschaftlicher Untersuchung.

Des weiteren steht in dem soeben zitierten Dokument auch folgendes geschrieben: »Besonders die Tatsache, dass nur diese Wissenschaft die Möglichkeit biete, exakt festzustellen, an welchen Tagen die wichtigsten christlichen Feiertage abzuhalten sind, hat die Vertreter der Kirche dazu bewegt, den Fortschritt dieser Wissenschaft in die Wege zu leiten und ihre Gelehrten zu fördern.«4

2. Die Anfänge

Um historisch korrekt zu sein, muss man hinzufügen, dass in Rom schon zur Zeit Gregorius XIII. (dem man die Kalenderreform verdankt), die mathematischen und astronomischen Anstrengungen sehr groß waren. Eben dieser Papst ließ die »Türme der Winde« im Vatikan erbauen, die sowohl meteorologischen als auch astronomischen Beobachtungen dienten. Doch der Name Specola Vaticana kam erst Ende des 18. Jahrhunderts auf, dank Kardinal Zeladas und Mons. Giliis Werk. Im Collegio Romano,5 das ebenso von Papst Gregorio XIII gegründet worden war, wurden wichtige Studien der Physik und der Mathematik6 durchgeführt. Ihr Beitrag, insbesondere zur Verteidigung des Gregorianischen Kalenders, war bedeutsam. Man darf auch die von Papst Klemens XI. nach dem großen Erdbeben am 2. Februar 1703 durchgesetzten, seismischen Untersuchungen nicht vergessen.

Mit einem Motu Proprio am 14. Juli 1774 befahl Papst Klemens XIV. die Gründung des Observatoriums des Collegio Romano und vertraute dessen Leitung dem kanonischen Astronomieprofessor Giuseppe Calandrelli an. In diesen Jahren ließ Kardinal Zelada dort einen 125m hohen Turm erbauen und Untersuchungsgeräte anschaffen. Im Jahre 1804 interessierte sich Papst Paul VII für das Schicksal dieser Institution und spendete Gelder und Instrumente.

Aber der Verdienst der Gründung dieser wissenschaftlichen Institution gebührt Papst Leo XIII. Er wurde dank des weisen Werkes P. Denzas, eines bekannten Meteorologen, auf die Notwendigkeit eines astronomischen Observatoriums hingewiesen. Das Jahr des Priesterjubiläums des Papstes war wie geschaffen für dieses Vorhaben. P. Denza forderte die Katholiken dazu auf, dem Papst wissenschaftliche Geschenke zu machen, wie zum Beispiel mechanische Apparate. Diese wurden der Öffentlichkeit in einer Ausstellung gezeigt. Der Zweck dieser Ausstellung war es, die Leidenschaft des Klerus, insbesondere des italienischen, für die Wissenschaft und den Fortschritt zu zeigen.

Nach der Ausstellung wurden die Geräte und Apparate auf Anfrage P. Denzas im »Turm der Winde« untergebracht. Hier sollten in Kürze die Beobachtungen weitergeführt werden. P. Denza wurde zum Leiter ernannt. Er begann seine Arbeit zusammen mit P. G. Lais. Auf dem Turm wurden eine drehbare Kuppel und ein kleines Teleskop angebracht. Die neue Sternwarte wurde ausschließlich zu meteorologischen Zwecken genutzt. Dies änderte sich erst, als Admiral Mouchez, Direktor der Sternwarte von Paris, der ganzen wissenschaftlichen Welt vorschlug, den gesamten Himmel zu fotografieren, um so eine einzige Sternenkarte zu kreieren. Jeder Teilnehmer sollte einen Abschnitt des Himmels untersuchen.

P. Denza nutzte diese Gelegenheit, um mit der Specola wichtige Studien durchzuführen und ihr internationales Ansehen zu verleihen. Der Papst stimmte dieser Idee zu und entsandte die Patres Denza und Lais nach Paris, damit sie die Specola Vaticana auf die Liste der an dem Projekt teilnehmenden Sternwarten setzten. Diese Entscheidung war ein voller Erfolg und widerlegte die weitverbreitete Meinung, die Kirche interessiere sich nicht für den wissenschaftlichen Fortschritt. Außerdem gewann die Specola, auch dank der wissenschaftlichen Verdienste ihres Leiters, bald an weiterem Ansehen.

3. Die Sternenkarten

Die in Paris auf sich genommenen Pflichten waren nicht einfach umzusetzen. Es ging darum, einen zugeteilten Abschnitt des Himmels zu fotografieren. Für die Sternenkarte war dies für Sterne bis zur 14. Größe nötig, während es für den Astrographischen Katalog nur bis zur 11. Größe vonnöten war. Um spätere Probleme beim Vergleichen der verschiedenen Resultate zu vermeiden, sollte jede Sternwarte das gleiche Teleskop benutzen. Dieses neue Teleskop wurde auf dem St. Johannes Turm angebracht, der sich am höchsten Punkt der vatikanischen Gärten befand. Diese Arbeit führte zu wertvollen Resultaten und verlieh dem Heiligen Stuhl weiteres Prestige.

Die Specola Vaticana wurde offiziell mit dem Motu proprio Ut Mysticam des 14. März 1819 von Papst Leo XIII. gegründet. In diesem Dokument unterstreicht der Papst mit Nachdruck seinen Willen, den Fortschritt der Astronomie zu fördern, die »mehr als jede andere Wissenschaft die sterblichen Seelen der Menschen zur Bewunderung der Dinge des Himmels erhebt«7 und bewies, dass »die Kirche und ihre Vertreter sich der wahren Wissenschaft, ob menschlich oder göttlich, nicht widersetzten. Im Gegenteil sie nimmt sich ihrer an, tritt für sie ein und fördert sie so gut wie irgend möglich.«8

Der Spanier Pater Angelo Rodriguez folgte P. Denza, als dieser im Jahre 1894 starb. Ersterem wiederum folgte der Österreicher Pater Johann Georg Hagen S. J., ein in Washington unterrichtender Professor. Er war der wissenschaftlichen Welt schon aufgrund seiner einzigartigen Arbeiten über die veränderlichen Sterne bekannt. Die Arbeit P. Hagens brachte von Anfang an einen Richtungswechsel mit sich; er bevorzugte astronomische Studien und liess die Specola mit einem zweiten grossen Teleskop ausstatten, das er von Pius X. bekam. Die Untersuchungen wurden vom »Turm der Winde« (der nun nicht weiter benutzt wurde) verlegt in einen zweiten Turm und eine Villa, in der sich Papst Leon XIII. normalerweise während des Sommers aufhielt.9 Der französische Mineralingenieur Markgraf de Mauroy schenkte der Specola Vaticana eine wertvolle Meteoritenkollektion. Diese Sammlung wurde im Laufe der Jahre, dank zahlreicher wertvoller Spenden, unter denen auch ein Mondstein war, den Präsident Nixon Papst Paul VI schenkte, erweiterte.

Von 1906 bis 1930, als dann auch P. Hagen starb, konzentrierte man sich darauf, die Specola für die Erfüllung der in Paris auf sich genommenen Verpflichtungen, d. h. die Vervollständigung der Sternenkarte und des Astrographischen Katalogs, zu nutzen. Mit der Hilfe einiger Schwestern, die besonders präzise Messungen vornahmen, und des Professors Turner aus Oxford, wurden 481. 215 Sterne nach ihrer Größe und Position auf 1040 Platten registriert, katalogisiert und vermessen.

Man muss aber auch die fundamentalen Untersuchungen P. Hagens, was den mechanischen Beweis der Erddrehung betrifft, erwähnen, die er mit einzigartigen Experimenten, die noch heute anerkannt sind, durchführte. Um die nach wie vor große Bedeutung dieser Experimente zu unterstreichen, sagte Professor Sinigaglia mit einem Hauch von Ironie: »Es ist schon erstaunlich, dass die modernste und exakteste physische Methode zum Beweis der Erddrehung direkt aus dem Vatikan kommt, der über ein Jahrhundert lang die Erddrehung leugnete.«10

Der Ruhm P. Hagens war trotz dieses Erfolgs immer an sein Werk Atlas Stellarum Variabilium gebunden, das er schon während seiner Jahre in Amerika begonnen hatte. Dieses Werk besteht aus 9 Bänden mit 579 Karten, in denen 484 veränderliche Sterne und 24. 000 Fixsterne verzeichnet sind, und soll der Erleichterung von Beobachtungen dienen. Wegen der immer stärker werdenden nächtlichen Beleuchtung Roms und seiner Umgebung konnte P. Hagen seine Studien der Dunkelnebel nicht wie geplant weiterführen. Deshalb machte man sich auf die Suche nach einem neuen Ort, von dem aus man die Beobachtungen durchführen konnte, ohne von den Lichtern der Stadt gestört zu werden.

4. Von Rom nach Castel Gandolfo

Als P. Hagen11 starb, wurde der holländische Jesuit Johan Stein, der zuvor Assistent war, zum Direktor der Specola Vaticana, ernannt. Man dachte in diesen Jahren darüber nach, die Specola auf die äthiopische Hochebene zu verlegen, da es dort keine Probleme mit den Lichtverhältnissen geben würde. P. Stein machte sich mit dem Einverständnis Pius XI. auf den Weg nach Afrika, aber die unsichere politische Lage brachte das Staatssekretariat dazu, ihn nach Rom zurück zu holen. Pius XI schlug darauf den Palast von Castel Gondolfo als neue Sternenwarte vor. Dieser neue Standort der Specola wurde am 29. September 1935 eingeweiht. Es wurde sowohl ein optisches Teleskop zur direkten Beobachtung der Gestirne als auch ein doppelter Astrograph für die Photographie installiert. Beide wurden von der berühmten Firma Zeiss geliefert. Für die neuen und hochentwickelten Geräte wurden zwei sich öffnende Kupeln gebaut. In der Eröffnungsrede ließ der Papst folgendes verlauten: »Es ist kein Wunder, dass die wundervollen Dinge, welche die Astronomie studiert und uns näher bringt, sich in eine höchst spirituelle Sache verwandeln, dass sich auch die Ideen, die zur einzig gemeinsamen Vision dieser Dinge führen, in eine höchst spirituelle Sache verwandeln, welche die Jahrhunderte dominierte und sich seit der fernsten Antike bis zur heutigen Zeit wiederholt und die Beziehung zwischen Religion und Wissenschaft darstellt.«12

In Bezug auf die Astronomie fügt Pius XI. hinzu dass »kein Teil der Schöpfung stärker und vielsagender in seiner Einladung zum Gebet und zur Bewunderung sei. <Vidimus stellam eius et venimus adorare eum>, dies sagten die antiken Weisen, für die die Gestirne Boten der Ankunft Gottes auf Erden waren«.13

Zusammen mit der Sternenwarte wurde ein spektrochemisches Labor gegründet, dass dem Österreicher P. A. Gatterer S. J. anvertraut wurde. In Castel Gandolfo versuchte man in den ersten Jahren, die begonnenen Arbeiten zu Ende zu bringen, wie z. B. die Photographische Sternenkarte und die Veröffentlichung ihrer Karten. Man sollte auch die Veröffentlichung post-mortem der letzten zwei Bände des Atlas Stellarum Variabilium des verstorbenen P. Hagen erwähnen. Das spektrochemische Labor, geführt von P. Gatterer und P. Junkes S. J., wurde in kürzester Zeit weltberühmt. Die beiden begannen mit der spektrochemischen Analyse der Meteoriten. Zur Ermöglichung dieser Arbeit war ein Spektrum mit vielen Reihen nötig, deren Längenwellen präzise definiert sein mussten, damit man ohne grosse Probleme die unbekannten Reihen der anderen Spektren herausfinden und berechnen konnte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 1935 veröffentlicht.

Der Beitrag ihrer Studien war so wertvoll, dass die Pater dazu aufgefordert wurden, ihre Untersuchungen fortzusetzen, um die Wissenslücken, die es auf diesem Gebiet noch gab, zu schließen. Zwischen 1935 und 1949 wurde der »Atlante delle Righe Ultime« (Atlas der letzten Reihen) mit 73 chemischen Elementen fertiggestellt. Laut Prof. Meggers vom National Bureau of Standards in Washington war dieses Werk »der kolossalste Beitrag zur spektrochemischen Analyse der letzten Jahre.«14

Zur gleichen Zeit, im Jahr 1938 um genau zu sein, gründete P. Gatterer die internationale Zeitschrift »Spectrochimica Acta«, die noch heute herausgegeben wird und ein wichtiger Anhaltspunkt für Forscher und Gelehrte ist. 1942 wurde der Astrograph, der für das Photographieren der Karte bestimmt war, vom Vatikan bei Castel Gondolfo in die päpstlichen Gärten der Villa Barberini verlegt.

Während des Krieges wurde die Specola nicht benutzt. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, nahm man den Astrograph wieder in Betrieb. Zwischen 1953 und 1955 wurden dann die fehlenden Platten hinzugefügt und der Druck der Karten beendet. Auf 540 26x26cm Tafeln waren alle Sterne des Himmels bis zur 14. Größe des Himmels von + 55 Grad bis + 64 Grad der himmlischen Längengrade dargestellt. Wenn man alle Tafeln nebeneinander legen würde, ergäbe das ein 140m langes Band.

In seiner Rede vom 22. November 1951, während der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, sagte Papst Pio XII ohne Zögern, dass »je weiter die wahre Wissenschaft vordringe -- im Gegenteil zu früheren Behauptungen-, desto weiter entdecke sie Gott, fast so als ob Er selbst hinter jeder Tür, welche die Wissenschaft öffnet, wartete. Man könne sogar sagen, dass diese schrittweise Entdeckung Gottes, die mit dem Wachsen der Wissenschaft vor sich geht, nicht nur dem Wissenschaftler dient, falls er (und wie könnte er nicht), wie ein Philosoph denkt, sondern jedem, der an den neuen Erfindungen teilnimmt und sich über sie Gedanken macht; besonders wenn sie die echten/reinen Philosophen begünstigt, da diese für ihre rationellen Spekulationen von wissenschaftlichen Errungenschaften ausgehen, da sie durch sie eine größere Sicherheit ihrer Schlussfolgerungen und klarere Darstellungen des Unerforschten erhalten und überzeugendere Argumente zur Findung immer zufriedenstellenderer Antworten für Probleme und Widersprüche finden.«15

Noch heute, trotz des technischen Fortschritts, zeigt dieses Unterfangen seinen ganzen wissenschaftlichen Erfolg. Man darf aber nicht vergessen, wie wichtig diese internationale Anerkennung, besonders in den wissenschaftlichen Kreisen, für den Heiligen Stuhl war, da erstere in der Kirche prinzipiell einen überzeugten Gegner der Wissenschaft sahen.

1956 entdeckte der Holländer Matthäus Timmers, ein überzeugter Jesuit, einen Kometen, der nach ihm benannt wurde. Zu dieser Zeit gingen die Studien der Specola in Richtung unseres Sonnensystems: der Milchstraße. Dies war von Erfolg gekrönt, da eine Vielzahl veränderlicher Sterne klassifiziert wurden, die den Namen Variabilae Vaticanae bekamen. P. Daniel O'Connell S. J., der Nachfolger von Pater Stein, entdeckte während des Studiums einiger veränderlicher Sterne und ihrer Verfinsterungen den so genannten »O'Connell Effekt«, der die binären Systeme mit ihrer Lichtkurve betrifft. Diese Systeme sind für die Bestimmung der Masse und der entsprechenden inneren Struktur von Sternen von äußerster Wichtigkeit.

Den »grünen Blitz« des Thyrennischen Meeres klar sah Pater O'Connell zum ersten Mal selbst am Horizont vom Fenster seines Büros in Castel Gandolfo aus. Mit Hilfe des Jesuitenbruders Treutsch studierte er dieses nur unter besonderen Umständen auftretende atmosphärische Phänomen aufmerksam. Er beobachtete den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang und veröffentlichte hervorragende Farbphotographien zum Thema.

In der Zwischenzeit machte die Technologie große Fortschritte, weswegen die Instrumente der Specola erneuert oder ersetzt werden mussten. Es wurde, mit dem Einverständnis Pius XII, ein neues Schmidt-Teleskop bestellt und 1957 eingeweiht. Das Schmidt Teleskop wurde in einer neuen Kuppel installiert, in der Nähe des Astrographs der Sternenkarte in der Villa Barberini. Die Installation des neuen Teleskops führte zu eifrigen Untersuchungen, die sich mit folgenden Aspekten und Argumenten beschäftigte: Interstellarem Material, Verteilung der Sterne der verschiedenen Spektraltypen, Sterne mit Haausstoßenden Linien, Kriterien der Spektralklassifizierung und der Helligkeitsklassifizierung, Bewegung, Lage und Fotometrie von Sternen, Kohlesterne, Metallniveau der Sternatmosphären, Polarisierung des Lichts, das von Gestirnen ausgestrahlt wird, galaktische Dunkelnebel, usw.

Anfang der 70er Jahre begann die Specola, ein eigenes Rechnungszentrum auf die Beine zu stellen, das 1965 von Paul VI. eingeweiht wurde. Dieses erlaubte es, die Untersuchungen zu beschleunigen. Man muss an dieser Stelle hinzufügen, dass das spektrochemische Labor bis 1976 in Betrieb war. In diesem Jahr wurde es geschlossen, als sein letzter Direktor verstorben war.

Anfang der 80iger Jahre konnte man das Schmidt-Teleskop wegen der starken nächtlichen Helligkeit nicht mehr so gut wie früher benutzen. Mann dachte wieder darüber nach, an einen Ort mit weniger elektrischer Beleuchtung zu ziehen. Aus diesem Grund setzten sich P. Treanor S. J. (Nachfolger von P. O'Connell) und andere Wissenschaftler der Specola sich für die Suche nach Orten in Italien ein, die für astronomische Beobachtungen geeignet sind. Aus dieser Untersuchung ging der Entwurf einer »fotometrischen Karte der künstlichen Beleuchtung ganz Italiens hervor«, die mit Erfolg veröffentlicht und von der wissenschaftlichen Gesellschaft geschätzt wurde. Diese Karte zeigte, dass auf der Halbinsel nur eine verschwindend geringe Anzahl von Orten für den Bau einer neuen Sternenwarte geeignet wäre.

5. Der Mount Graham

In den 80er Jahren bahnte sich die Verlegung der Untersuchungsarbeiten nach Übersee an, dank der guten Beziehungen zwischen P. Coyne S. J. und der Stewart Sternwarte der Universität von Arizona. Dies ging sogar so weit, dass die beiden Forschungsinstitutionen eine Konvention unterschrieben, welche die Wissenschaftler der Specola Vaticana in die USA brachte, wo sie die Sternwarte der Universität benutzen konnten. Dank der äußeren Verhältnisse ist dieser Teil Arizonas besonders für astronomische Beobachtungen geeignet.

Die Wissenschaftler der Specola Vaticana verbrachten einen Großteil des Jahres in den USA. In Castel Gandolfo blieben die Leitung, die Administration, die Bibliothek, das Rechenzentrum und ein Teil der wissenschaftlichen Schätze, die während der Jahre gesammelt worden waren. Außerdem wurden in Castel Gandolfo Kongresse und Seminare mit Teilnehmern aus zahlreichen Ländern und Sommerauffrischungskurse für hervorragende Studenten astrophysischer Fakultäten der ganzen Welt gehalten. Die Specola vergab Stipendien an Studenten aus armen Ländern oder aus sozial schwachem Umfeld.

Der Höhepunkt der Zusammenarbeit der Specola und der Universität von Arizona war die Verwirklichung der neuen Vatikanischen Sternwarte (V. A. T. T.), die sich auf der Spitze des Monte Graham, circa 100km nord-östlich von Tucson befand. Sie wurde 1993 eingeweiht. Das Stewart Observatory stellte der Specola das Rohmaterial für einen Teleskopspiegel mit circa 2 Metern Durchmesser zur Verfügung, der mit einer neuen Technik im Labor der Sternwarte selbst hergestellt wurde. Dies war nur dank der finanziellen Unterstützung einiger gläubiger Amerikaner möglich. Am Eingang der neuen Sternwarte, stand auf einem Bronzeschild folgende Inschrift geschrieben:

Nova turris ad astra investiganda

Facta est aptiore loco et serenissimo
Novo magno speculo praedita
Ad extrema minimaq. Lucis excipienda
Regnante Ioanni Paulo II Anno XV
Qui caelum interius diu noctuq. scrutaris
Utere felix in Deo16

6. Schlussfolgerungen

Die mittlerweile globale Dimension der Specola Vaticana ist ein Zeichen der Zeit. Um einen wahrhaft nützlichen Informationsaustausch zu erreichen, ist eine Kultur vonnöten, die zum Dialog zwischen den verschiedenen Wissenschaften17 einlädt. Papst Johannes Paul II unterstreicht in seinem Brief an Pater G. V. Coyne S. J., Direktor der Specola Vaticana, zum 300sten Jahrestag der Veröffentlichung der Philosophia Naturalis Principia Mathematica von I. Newton, dass es »auch im Herzen der Akademischen Gemeinschaft noch immer eine Trennung zwischen Wahrheit und Werten gibt, und dass die Isolation der verschiedenen Kulturen -- Wissenschaft, Humanistik und Religion -- einen gemeinsamen Dialog schwierig, wenn nicht unmöglich macht.« An dieser Stelle fügt der Papst eine wichtige Überlegung hinzu: »Wir haben zusammen versucht, ein besseres Verständnis der verschiedenen Disziplinen zu erlangen, ihrer Kompetenzen und ihrer Grenzen, und wir haben vor allem auch versucht, Gemeinsamkeiten zu finden. Während dieser Nachforschungen sind fundamentale Fragen aufgekommen, die alle Felder betreffen, und die von vitaler Wichtigkeit sind für die gesamte Menschheit, der wir dienen. Es ist ausschlaggebend, dass diese gemeinsame Forschung, die auf Offenheit und kritischem Austausch aufgebaut werden muss, nicht nur weitergehen sondern auch vertieft werden muss, sowohl was ihre Qualität, als auch was die Weitläufigkeit ihrer Ziele betrifft.«18

Schon in der pastoralen Konstitution Gaudium et Spes hat die Kirche sich der Fragen einer sich immer rascher und radikaler verändernden Welt angenommen. Einer Welt, in der das Thema der Trennung zwischen Moral und Wissenschaft immer wieder aufkommt. Einige Experten wollten sich komplett von allem Metaphysischen und Transzendenten lösen und haben folglich den Menschen zu einem einfachen Zahnrad der technischen Gesellschaft gemacht. Im Konzildokument steht folglich: »wenn die methodische Forschung in allen Wissensbereichen auf wissenschaftlichen Weise und gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, da die Wirklichkeiten des Profanen und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben.«19 Die modernen Gegensätze sind offensichtlich. Deshalb muss die »menschliche Kultur heute auf eine Art und Weise weiterentwickelt werden, die die volle menschliche Persönlichkeit harmonisch ausbildet und den Menschen bei den Aufgaben behilflich ist, zu deren Erfüllung alle, vor allem aber die Christen, in einer einzigen menschlichen Familie brüderlich vereint, berufen sind.«20

Diese Tendenz zur gemeinsamen Teilnahme am Fortschritt und an den wissenschaftlichen Entdeckungen trägt viele Früchte. Man sollte und muss »alle rückschrittlichen Tendenzen überwinden, die zu Formen einseitiger Engstirnigkeit, Angst oder Vereinsamung führen.«21 Da in einer einheitlichen Vision des menschlichen Wissens jede Disziplin die anderen ergänzt, muss jede einzelne auch versuchen »die andere zu bereichern, sie zu nähren, sie zu stimulieren, das zu sein, was sie sein sollte, und auch zur Vision von dem, was wir sind und wohin wir gehen, beizutragen.«22 Jeder Wissensdisziplin obliegt die Pflicht, »das eigene Feld besser einzugrenzen, d. h. den eigenen Blickwinkel, die Methoden und auch die exakte Tragweite der Schlussfolgerungen«.23

Dieser Wille zum verständnisvollen Dialog bringt nicht nur der wissenschaftlichen Gesellschaft Vorteile, sondern der gesamten Menschheit, da »eine gespaltene Gesellschaft zu einer gespaltenen Vision der Welt führt; während eine sich austauschende Gesellschaft ihre Mitglieder dazu ermutigt, ihre eigenen Teilansichten zu erweitern, bis sie zu einer neuen vereinten Vision werden.«24 Dieses neue Verständnis erreicht man nur, »wenn viele Daten in einer gemeinsamen Struktur vereint werden«.25 Die reine Vielfalt würde nur zu Chaos führen, während eine Intuition oder ein Model diesem Chaos eine Struktur26 gibt, die das Ganze verständlich macht, auf dass die Menschheit friedlich diese Vision der Dinge teilen und Nutzen aus ihr ziehen kann.

Für ihre wertvollen Ratschläge möchte der Autor folgenden Personen seine ehrliche Dankbarkeit ausdrücken: Prof. Dr. S. Maffeo S. J., Prof. Dr. R. Pascual L. C., Prof. Dr. P. M. Haffner, Ingrid C. C. von Klopmann, Eduard Braun und Magdalena Abele.

I vostri commenti

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Note

  1. Weisheit VII 17-19. Testo

  2. Im Motu proprio Ut Mysticam der Neugründung und Erweiterung der Specola Vaticana, sagt Papst Leo XIII.: »Um Missachtung und Haß über die Braut Christus kommen zu lassen, verleumden die Söhne der Dunkelheit sie normalerweise vor den Ungebildeten und nennen sie Freundin des Rückschritts, Anstifterin zur Ignoranz, Feindin der Wissenschaft und des Fortschritts; damit kehren sie die Essenz und die Bedeutung der Namen und der Dinge um.« (Leo XIII., Ut Mysticam, 1). Testo

  3. Leo XIII., Ut Mysticam, 5. Testo

  4. Leo XIII., Ut Mysticam, 6. Testo

  5. Über die Geschichte des Collegio Romano informieren folgende sehr interessante Bücher: L.Testa, Fondazione e primo sviluppo del Collegio Romano (1565-1608), Pontificia Università Gregoriana, Roma 2002; R. Villoslada, Storia del Collegio Romano, Pontificia Università Gregoriana, Roma 1954 und P. Galletti, Memorie storiche intorno alla provincia romana della Compagnia di Gesù dall`anno 1824 all`anno 1924. Vol II., Editrice Agostiniana, Prato 1914. Testo

  6. In der Wissenschaftsgeschichte war der Beitrag der Jesuiten sehr bedeutend und wichtig: J. MacDonnell S.J., Jesuit Geometers, Institute of Jesuit Sources, St. Louis-Missouri, 1989. Testo

  7. Leon XIII., Ut Mysticam, 13. Testo

  8. ibid, 13. Testo

  9. S. Maffeo S.J., I cento anni della Specola Vaticana, La Civiltà Cattolica-Tipografia Università Gregoriana, Roma, 1991, S. 469-480. Testo

  10. G. Sinigaglia, »Eppure ruota« , in L'Astronomia , Dezember 1987, n. 38. Testo

  11. Der österreichische Jesuit J.G. Hagen war ein sehr bekannter Astronom und Seelsorger der Selige E. Hesselblad, Gründerin der Schwesterschaft der Brigidinen. Vor kurzem hat S. Maffeo ein Buch darüber geschrieben: S. Maffeo S.J., J.G. Hagen S.I. Astronomo e Direttore spirituale della Beata E. Hesselblad, Edizioni AdP, Roma 2007. Testo

  12. Rede des Papstes Pius XI. des 29. Septembers 1935 in Castelgandolfo zur Einweihung der neuen Specola, zitiert aus S. Maffeo S.J., La Specola Vaticana. Nove Papi, Una Missione, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2001, S. 313. Testo

  13. ibid. Testo

  14. Der Professor Meggers fügte außerdem noch folgendes hinzu: »dies ist ohne Zweifel eine monumentale Veröffentlichung, ein exzellentes Beispiel einer herrvorragenden Drucktechnik, eine großartige Sammlung an spektrischen Karten und Tabellen, ein unerlässliches Nachschlagwerk für alle Spektrochemischen Labore.« (aus S. Maffeo, La Specola Vaticana. Nove Papi, Una Missione, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2001, S. 356). Testo

  15. Rede des Papstes Pio XII. während der Vollversammlung der Pontificia Academia Scientiarum und der Woche der Analyse des Microsismiproblems am. 22. November 1951 -- zitiert aus Pontificia Academia Scientiarum, Discorsi dei Papi alla Pontificia Accademia delle Scienze 1936-1993 (Reden der Päpste an der Pontificia Academia Scietiarum)., Città del Vaticano 1995, S. 81 und folgende. Testo

  16. Die Inschrift des V.A.T.T. auf dem Mount Graham in Arizona lautet wie folgt: »Dieser neue Turm, der die Sterne analysieren soll und mit einem großen neuen Spiegel ausgestattet ist, der die kleinsten und entferntesten Lichtspuren einfangen kann, wurde unter Papst Johannes Paul II. im Jahr XV. an einem geeigneten und friedvollen Ort errichtet. Du, der du Tag und Nacht die entferntesten Winkel des Himmels absuchst, nutze ihn mit Gottes Hilfe.« (S. Maffeo S.J., La Specola Vaticana. Nove Papi, Una Missione, Città del Vaticano 2001, S. 339). Testo

  17. Für eine Einleitung zu der Beziehungen zwischen Philosophie, Theologie und Cosmologie ziehe man folgende Bücher zu Rate: I. G. Barbour, When Science Meets Religion: Enemies, Strangers or Partners?, Harper, SanFrancisco 2000; D. Lambert and M. Leclerc, Au cœur des sciences. Une métaphysique rigoureuse, Beauchesne, Paris 1996 ; J. Leslie (ed.), Physical Cosmology and Philosophy, Macmillan, New York 1990; P.D. Murray, Reason, Truth and Theology in Pragmatist Perspective, Peeters, Leuveen 2004; P.M. Haffner, The Mistery of Creation, Gracewing, Leominster-U.K. 1995 und R. J. Russell, Cosmology from Alpha to Omega: Theology and Science in Creative Mutual Interaction, Fortress Press, Philadelphia 2007. Testo

  18. Brief von Johannes Paul II. an P. George V. Coyne, S.J. Leiter der Specola Vaticana am 1. Juni 1988, (Pontificium Consilium de Cultura, Giubileo degli Scienziati (Jubiläum der Wissenschaftler), Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 1999, S. 273 und folgende). Testo

  19. Gaudium et Spes, n. 36. Testo

  20. Ibid, n. 56. Testo

  21. Brief von Johannes Paul II an P. George V. Coyne, S.J. Leiter der Specola Vaticana am 1. Juni 1988 (Pontificium Consilium de Cultura,Giubileo degli Scienziati, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 1999, S. 273 und folgende). Testo

  22. Ibid. Testo

  23. Rede des Papstes. Johannes Paul II. während der Vollversammlung der Pontificia Accademia delle Scienze am 31. Oktober 1992, Nr. 6 (Pontificium Consilium de Cultura, Giubileo degli Scienziati, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 1999, S. 283). Testo

  24. Brief von Papst Johannes Paul II. an P. George V. Coyne, S.J. , Leiter der Specola Vaticana, 1. Juni 1988, (Pontificium Consilium de Cultura, Giubileo degli Scienziati, Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 1999, S. 273. und folgende). Testo

  25. Ibid. Testo

  26. Dieses Thema ist im folgenden Werk sehr gut entwickelt: N. C.A. Da Costa- S. French, Science and Partial Truth: A Unitary Approach to Models and Scientific Reasoning, Oxford University Press, Oxford 2003. Testo